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William Shakespeare
  "Ein Sommernachtstraum"
 
Premiere am 15. Mai 1993
     
 
Regie: Irmgard Lange
    Bühne: Volker Walther
     


Da sind die unterschiedlichsten Arten von Liebesszenen und -beziehungen und alles, was damit zusammenhängt - Haß, Eifersucht, Verwirrung, Konflikte und natürlich immer Liebe als Persönlichkeitsbehauptung. Jeder, der unten sitzt, kann da seine persönlichen Erfahrungen zugeben. Mich interessiert nicht so sehr die romantische Seite, sondern die vitale, die Grenzüberschreitung. Der Wald ist Niemandsland, alle Tabus und Konventionen sind aufgehoben. Man kann auf vergnügliche Weise erfahren, was von einem übrigbleibt, wenn man auf dieses Niemandsland geworfen wird. Wenn der Mann Oberon ganz selbstverständlich sagt, „Ich bin dein Herr", und Titania antwortet:" Ich deine Herrin", fragt man: Was nun? Wer ist der Gewinner? Und schon rollt die ewige alte Walze. Zwischen diesen beiden Sätzen liegt die Spanne in dem Stück.

Die Regisseurin Irmgard Lange
zum „Mittsommemachtstraum"

 

"Ein Sommernachtstraum" zählt zu Shakespeares bedeutendsten und meistgespielten Komödien. Die Geschichten, die in diesem Werk erzählt werden, sind verwirrend, und Verwirrung ist auch sein Thema: Verwirrungen in den Beziehungen zwischen den Menschen, vor allem zwischen Mann und Frau. Theseus, Herzog von Athen, bereitet die Hochzeit mit der von ihm im Krieg besiegten Amazonenkönigin Hippolyta vor. Hermia, die Tochter des angesehenen Athener Bürgers Egeus, liebt Lysander, soll aber nach dem Willen ihres Vaters Demetrius heiraten, der seinerseits von Helena geliebt wird, die er aber abweist. Um ihre Liebe zu retten, fliehen Hermia und Lysander in den, wie sie meinen, sicheren Athener Wald. Aber auch dort herrscht Streit um Liebe und Geliebtwerden. Die Athener Handwerker probieren im Wald heimlich mit viel Eifer und wenig Talent die Liebestragödie von Pyramus und Thisbe, die sie anläßlich der Hochzeitsfeier von Theseus und Hippolyta aufführen wollen und belästigen mit ihrem Lärm die Geister des Waldes, unter denen eine höchst gespannte Atmosphäre herrscht, denn Oberon, der Beherrscher des Waldes und der Natur, und Titania, die Elfenkönigin, haben sich in Eifersucht und Trotz entzweit.
Oberon will sich an Titania wegen ihrer vermeintlichen oder tatsächlichen Untreue rächen und schickt Puck, seinen dienstbaren Geist, nach einer Wunderpflanze, deren Saft er Titania, wenn sie schläft, in die Augen träufeln soll. Der Saft bewirkt, daß man in unkontrollierbare Liebe zu dem verfällt, den man beim Erwachen erblickt. Und das ist bei Titania Zettel, der lauteste und gröbste unter den theaterspielenden Handwerkern, den Oberon zuvor in einen Esel verwandelt hat. Auch Hermia und Lysander, sowie Helena und Demetrius, die den beiden in den Wald gefolgt sind, kriegen durch Puck vom wundersamen Zaubersaft etwas ab. Die Verwirrungen der Gefühle eskalieren. Wer liebt wen? Woher kommen diese verdrehten Leidenschaften, diese Unbeständigkeit in der Liebe? Ist‘s wirklich nur die Wirkung des Zaubersaftes? Es wird eine geradezu tolle Mitsommernacht, die mit der Hochzeit des Herzogspaares endet und vom Spiel von der tragischen Liebe des Pyramus und der Thisbe, vorgetragen von den Handwerkern, gekrönt wird. Verwirrt und erleichtert schauen es sich die von Liebe und Leidenschaften gebeutelten Paare an.
     
Die Premiere spielten:
     
Theseus, Herscher in Athen
-
Klaus Tews
Hippolyta, Königin der Amazonen, dem Theseus verlobt
-
Katharina Groth
Philostrat, Aufseher über die Hoflustbarkeiten
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Martin Nimz
Egeus, ein reicher Athener
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Lutz Günther
Hermia, seine Tochter, verliebt in Lysander
-
Silke Röder
Lysander, verliebt in Hermia
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Andreas Möckel
Demetrius, verliebt in Hermia
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Roy Borm
Helena, Hermias Freundin, verliebt in Demetrius
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Beate Düber
Quince Quintz, Zimmermann
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Hansdieter Neumann
Bottom Fastenbrod, Weber
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Gerhard Hähndel
Flute Flöthe, Blasebalgflicker
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Jörg Metzner
Starveling Gimpel, Schneider
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Bernd Herold
Snout Tülle, Kesselflicker
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Jürgen Lingmann
Snug Schnuth, Schreiner
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Bernd-Michael Baier
Oberon, König der Elfen
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Sebastian Kowski
Titania, dessen Gemalin, Elfenkönigin
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Bibiana Fuchs
Puck, auch Robin Goodfellow
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Martin Nimz
Atropa Belladonna, DER Elf
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Anny Stöger
Nascato, Elf
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Stefan Ebeling*
Kruzifer, Elf
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Antje Westermann*
Phasèolos, Elf
-
Tom Mikulla*
Elf
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Thomas Voigt
Elf
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Steffan Claußner
Elf
-
Kai Börner
 
* Studenten der Hochschule für Musik und Theater "Felix Mendelssohn Bartholdy" Leipzig am Studio Chemnitz
 

KRITIK:

... Feuerzauber auf der Bühne ...
... Und der war mit seinen erotischen, mystischen und makabren Phantasien so furios, daß man sich danach verdutzt die Augen rieb: Es war doch kein Traum, es war endlich wieder einmal großes Theater nach guter, alter Art des Hauses ...
... Dieses Traum in Chemnitz muß man einfach mitgeträumt haben, wahrscheinlich nicht nur einmal ...

Christiane Hamann-Pönisch, Chemnitzer Morgenpost, 17.5. 1993

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... Irmgard Lange setzt das Stück wieder dorthin. WO es hingehört - auf das Theater...
... Mit einer überwiegend jungen Schauspielertruppe begab sich Irmgard Lange auf die so schwierige wie lustbetonte Gratwanderung zwischen Konvention und Leidenschaft. Frust und Ent-Hemmung. inszeniert keinen angelesenen Tiefsinn. sondern das Verwirrspiel der Vorlage so, daß junge Chernnitzer darin Assoziationen auf ihre Gefühiswelt und ihre ldentitätsprobleme finden können...

Martin Linzer, Theater der Zeit 8/9 1993

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...Der Mittsommernachtstraum in Chemnitz hat einen pochenden, heißen Atem. Man scheint nach Avalon versetzt. Ins keltische Land der Sehnsucht des Herzens. In die heidnische Welt der Naturgeister...
... Im Drastischen wie im Subtilen, der Chemnitzer Mittsommernachtstraum ist eine Augenweide...

Angelika Jugel, Neue Zeit 23.6. 1993

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... Entfesseltes Theater...
... Wenngleich meine Feder vor dem Begriff Ereignis zurückschreckt, als exzellenten Höhepunkt der Spielzeit werte ich diesen „Mittsommernachtstraum" allemal...

Joachim Weise, Chemnitzer Blick, 19.5.93


 

 

  Erstellt am 08.12.2000