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Musical nach William Shakespeare mit Musik der Beatles
  "Romeo und Julia auf der Abbey Road"
 
Premiere am 09. November 2013
     
 
Textfassung/Regie: Carsten Knödler
    Ausstattung: Ricarda Knödler / Frank Heublein
    Musikalische Leitung: Steffan Claußner
    Choreografie: Sabrina Sadowska
     
    Eine Übernahme vom Gerhart Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau


Ihre vom Hass der Elternhäuser entzweite Liebe hat sie berühmt gemacht; kaum eine Geschichte wurde so oft adaptiert wie "Romeo und Julia". Künstler wie Bellini, Gounod, Tschaikowsky, Prokofjew und Bernstein ließen sich von William Shakespeares Tragödie inspirieren. Und so avancierten Romeo und Julia nicht nur zum berühmtesten Liebespaar der Welt, sondern wurden auch zum Symbol der Liebenden überhaupt. Schon Lessing nannte das erste englische Drama, das die Liebe ins Zentrum der Handlung stellt, eine Tragödie, "an der die Liebe selbst hat arbeiten helfen".

Gut vier Jahrhunderte später, in den 1960er Jahren, löste eine Band aus Liverpool eine Kulturrevolution aus: die Beatles. Sie drückten das Lebensgefühl von Millionen jungen Menschen aus, die sich von den erstarrten Konventionen ihrer Eltern eingeengt fühlten. Songs wie "Let It be", "All You Need Is Love" oder "With A Little Help From My Friends" sind legendär geworden. Carsten Knödler hat diese Songs mit dem lyrischen Gehalt der Shakespeareschen Tragödie verwoben. Entstanden ist "Romeo und Julia auf der Abbey Road" - eine moderne Adaption des berührenden Liebesdramas in Verbindung mit den schönsten Songs der Beatles. Erleben Sie einen Abend mit Livemusik, mitreißenden Tanz-Choreografien und großen Gefühlen.

Text - Theater Chemnitz !!!

Die Premiere spielten:
Montague
-
Christian Ruth
Gräfin Montague
-
Ulrike Euen
Jude, Montagues Sohn
-
Constantin Lücke
Mercutio, Judes Freund
-
Philipp von Schön-Angerer
Benvolio, Montagues Neffe und Judes Freund
-
Martin Valdeig
Isabella, eine Montague
-
Natalia Krekou* / Lucia Giarratana *
Viola, eine Montague
-
Helena Gläser* / Lucia Giarratana *
Abraham, ein Montague
-
Friedemann Kriener* / Emilijus Miliauskas *
Balthasar, ein Montague
-
Norbert Matkovics* / Emilijus Miliauskas *
Double Jude
-
Friedemann Kriener* / Norbert Matkovics *
Rosalinde
-
Nicole Luketic* / Isabel Dohmhardt *
Bruder Lorenzo, ein Franziskaner
-
Christian Ruth
Capulet
-
Marko Bullack
Lady Capulet
-
Ulrike Euen
Lucy, Capulets Tochter
-
Lysann Schläfke
Michelle, Lucys Freundin
-
Maria Schubert
Tybalt, Neffe der Gräfin Capulet
-
Stefan Migge
Paris, ein junger Edelmann
-
Grégoire Gros
Lucinda, eine Capulet
-
Isabel Dohmhardt* / Tarah-Malaika Pfeiffer *
Francesca, eine Capulet
-
Nicole Luketic* / Tarah-Malaika Pfeiffer *
Melchior, ein Capulet
-
Norbert Kegel* / Adrián-J. Pla Cerdán *
Simson, ein Capulet
-
Erkan Kurt* / Adrián-J. Pla Cerdán *
Duble Lucy
-
Natalia Krekou* / Helena Gläser *
 
* Damen und Herren des Ballett Chemnitz
 
Band:
E-Gitarre, Keyboard, Mundharmonika
-
Steffan Claußner
Gitarre
-
Christian Konrad
Bass
-
Tobias Brunn
Drums
-
Nikolas Basler
 

KRITIK:

Der fünfte Beatle
Das Schauspiel Chemnitz zeigt mit "Romeo und Julia auf der Abbey Road" eine aufregende Musiktheater-Adaption des Shakespeare-Klassikers

Im Chemnitzer Schauspiel führt Carsten Knödler mit seinem Ensemble vor, dass William Shakespeare der fünfte Beatle gewesen sein könnte: Rebellierende Musik und Dichtung lassen in dem Stück die Jahrzehnte und Jahrhunderte hinter sich. Eine Rebellion der Poesie, immer und immer wieder gegen alles, was beengende Gewohnheit geworden ist, Pflicht, Vorschrift.

Knödler zeigt die Geschichte von Romeo und Julia in Shakespeares Sprach-Bildern - und schiebt über die Szenen aus dem mittelalterlichen Verona Beatles-Songs: Was in den Bildern Klang wird, ist im Klang Bild, es gibt da keine verschiedenen Ebenen mehr. Das Musical "Romeo und Julia auf der Abbey Road" ist daher höchst erstaunliches Theater, weil beide Komponenten homogen aufeinander eingestimmt sind. Die Premiere am Samstagabend wurde entsprechend gefeiert, und der Bedarf an Eintrittskarten übersteigt zur Zeit alle Möglichkeiten.

Treffen der Legenden

Die "Abbey Road" selbst, also die berühmte Londoner Straße, an der das Beatles-Studio liegt und auf deren Zebrastreifen sich die Band für ihr gleichnamiges Album aus dem Jahr 1969 fotografieren ließ, lässt sich auf der Bühne nur ahnen. Vor allem assoziiert über der Szene der Platz der hervorragend spielenden Band (Leitung Stefan Claußner) etwas von der Atmosphäre des berühmten Studios. Sonst sieht es aus wie noch immer Gotik oder ein Zwischendrin zur Renaissance: Der Balkon, der Eingang zur Kirche - alles schon eine Gruft-Kulisse der konventionellen Erstarrung, vor der die Gangs der Montagues und der Capulets zur blutigen Schlacht auf der Abbey Road treffen. Da können nur die Beatles dazwischenfunken - und Shakespeare aus einer Begegnung eine der schönsten, aber auch unglücklichsten Liebesgeschichten der Geschichte zaubern: Jude ist Romeo und Lucy Julia, er ein Montague, sie eine Capulet, und beide zerbrechen am Familienhaß. Wie wundersam diese Verschmelzung funktioniert, liegt nicht allein an der großen Idee, sondern auch an der Sinnlichkeit der Interpretation.

Freilich ist man geneigt, besonders über die Gesangsqualität der Schauspieler zu staunen, weil man ihren Umgang mit dem Shakespeare-Text ganz einfach voraussetzt. Aber das ist hier alles in einem, auch weil die Band im wahrsten Sinn eingreift in das Geschehen - und die aufregenden Tanzbilder haben ihre Impulse im "Studio" der Beatles.

Ästhetik der Darstellung

Regie (Knödler selbst), Choreografie (Sabrina Sadowska), Bühne (Frank Heubler) und Kostüme (Ricarda Knödler) sind an einen Strang gebunden und als fast perfekt zu bezeichnen. Die lange Namensliste der Besetzung folgt dem Shakespeare-Stück - bis auf die Hauptfiguren Jude and Lucy, die den Beatles entlehnt sind. Er, "Hey Jude", soll es nun endlich anders, besser machen - sie, "Lucy In the Sky With Diamonds", bildet dagegen ein über allem schwebendes, entrücktes Sinnbild des Schönen. Constantin Lücke und Lysann Schläfke sind Augen- und Ohrenweide in ihrem Spiel: durchaus nicht im Sinne des Kunstgenusses eines Konzert- oder Rezitierabends, sondern in der Ästhetik der Darstellung dieser großen Figuren, die sie herunterholen vom Renaissance-Balkon der Weltliteratur, um sie auf heißem Asphalt tanzen lassen. Ein Publikumsfavorit ist, schon von der Rolle her, der Pater Lorenzo. Christian Ruth spielt seine Güte, seine List mit der grenzenlosen Herzlichkeit eines Menschen, der in dieser Untergangswelt noch Hoffnung aussendet - und dies auch singend.

Reinhold Lindner, Freie Presse, 11.11.2013

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Carsten Knödler schlendert schwarzhumorig mit ,Romeo und Julia auf der Abbey Road'
Irgendwie anders stellt man sich die Londoner Abbey Road schon vor. Vielleicht etwas heller, lebendiger.

Stattdessen eine düstere Kirchenruine, eine zwielichtige Freibeuter-Band rechts oben, unten ein geheimnisvolles Gittertürchen, links auf halber Höhe der berüchtigte schmiedeeiserne Balkon, viel Nebel, noch mehr schwarze Spitze, viele bleiche Gesichter, eine Glühaugenfledermausattrappe. Carsten Knödler (Idee und Regie) lädt das berühmteste und leider auch tragischste Liebespaar der Welt zu einer Art Wave-Gothic-Treffen mit Todesfolge - und das Premierenpublikum am Sonnabend im Chemnitzer Schauspielhaus honorierte das mit überschäumender Begeisterung.

"Romeo und Julia auf der Abbey Road" ist Grusical, Musical und Lustical zugleich. Knödler hat den ShakespeareBestseller schwarzhumorig und genial mit Hits der Ur-PopBand Beatles bestückt und in Szene gesetzt. Romeo ist Jude ("Hey, Jude", 1968), Julia ist Luzy ("Luzy In The Sky With Diamonds", 1967), auch eine Michelle ist dabei.

Eigentlich aber alles wie gehabt: verfeindete Familien, verbotene Liebe, schweres Shakespearisch ("Von eignen Tränen trunken"), trotzdem liebestolles Kampeln, Knuddeln, Kusseln (hörbar!), kullerndes Kopulieren (ja, William Shakespeare, sie tun es!), aber auch ein göttlich kiffender Mönch, irre Heavy-Metaller ( Kostüme: Ricarda Knödler) und eine besessen taumeltanzende Gesellschaft (mit dem Ballett Chemnitz, Choreografie: Sabrina Sadowska).

Spiel-, Guck- und Hörgenuss mit einem großartig aufgedrehten Ensemble. Dank Martin Valdeig als Benvolio, Philipp von Schön-Angerer als Mercutio, Maria Schubert (Michelle), Christian Ruth (u.a. als Bruder Lorenzo), Ulrike Euen, Marko Bullack, Grégoire Gros, Bandchef Steffan Claußner, Traumliebespaar Lysann Schläfke (Lucy) und Constantin Lücke (Jude) darf man nach diesen bewegend-unterhaltsamen 2,5 Stunden an die Liebe glauben - oder eben auch nicht. Denn sie wird zu George Harrisons melancholischem "Something" ziemlich werkgetreu und leider ziemlich melodramatisch mit Gift und Harakiri-Messer beendet. Pilzköpfe, Shakespeare, Briten und alle anderen hätten trotzdem ihre Freude dran: geht ins Ohr und manchmal sogar an die Nieren. Ein Mussical.

Ch. Hamann-Pönisch, Chemnitzer Morgenpost, 11.11.2013

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  Erstellt am 20.06.2015