Roman
Michail Bulgakow - Bühnenfassung Malte Kreuzfeldt
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"Meister und Margarita" | ||
Premiere
am 17. März 2018
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Regie: Malte Kreutzfeldt | |
Bühne: Nikolaus Porz | ||
Kostüme: Anke Wahnbaeck | ||
Längst verbannt aus der durchrationalisierten Gegenwart, kehrt der Teufel Voland dennoch alljährlich zurück, um sich eine Ballkönigin zu suchen und die Welt auf den Kopf zu stellen. In einem Sumpf aus Lügen, Habgier und Korruption watend, spült er lustvoll und bitterböse das Hässliche unserer Gesellschaft an die Oberfläche und spielt im Schein der großen Welt Theater. Kaum einer widersteht seiner verführerischen Anziehungskraft und mit seinem unwirklichen Treiben unterwirft er bald die halbe Stadt. Dafür fliegt so mancher Kopf. Während die einen ihre schmutzigen Hände in Unschuld waschen, landen andere in einer psychiatrischen Anstalt. Hier lebt auch der Meister. Er hatte einen biblischen Pilatus-Roman geschrieben, dessen Veröffentlichung allerdings an Kritik und Zensur scheiterte. Ohnmächtig, mittellos und ohne Aussicht auf eine gemeinsame Zukunft verließ er seine Geliebte Margarita und zog sich in die Anstalt zurück. Hier wartet er auf das Ende der Geschichte. Der Teufel nimmt schließlich das Schicksal der beiden Liebenden in die Hand und schenkt ihnen die Freiheit – denn die magische Fiktion hat die Wirklichkeit längst eingeholt. Michail Bulgakow
(1891-1940) schrieb Meister und Margarita unter dem Eindruck der stalinistischen
Diktatur als kritische Satire auf die Gesellschaft seiner Zeit. Indem
er mit der Erzählung um Pontius Pilatus am Tag der Kreuzigung
Jeshuas sowie den mysteriösen Ereignissen in der Gegenwart zeitkritische
und allegorische Erzählstränge verknüpft, stellt er
die reale Umsetzung einer gerechten und wahrhaftigen Lebenswirklichkeit
ohne staatliche Allmacht infrage, die auch heute noch als Utopie erscheint
– und den Roman zu einem Schlüsselwerk der Moderne macht. Text - Theater Chemnitz !!! |
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Die Premiere spielten: | ||
Meister |
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Andreas Manz-Kozár |
Margarita |
- |
Ulrike Euen |
Voland |
- |
Jan Gerrit Brüggemann |
Korowjew |
- |
Stefan Schweninger |
Kater
Behmoth, Pontius Pilatus |
- |
Susanne Stein |
Azazello |
-
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Philipp von Schön-Angerer |
Gella |
- |
Maria Schubert |
Ivan
Besdomny |
- |
Martin Esser |
Michail
Berlioz, Stephan Lichodejew, Nikolaj Bossoi |
- |
Christian Ruth |
Dr.
Strawinsky, Kaiphas |
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Wolfgang Adam |
Latunski,
Kantinenwirt, Jeshua |
-
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Marko Bullack |
Pfleger,
Marcus der Schlächter |
- |
Jan Beller* |
Levi
Matthäus |
- |
Martin Valdeig |
Chor
der Redakteure, Varitébesucher, Chor der Toten |
- |
Ensemble |
*
Student
der Hochschule der Künste Zürich |
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KRITIK: Der Meister und Margarita – In Chemnitz erzählt Malte Kreutzfeldt Bulgakows Roman als Feuerwerk der Taschenspielertricks Eine Bühne dreht durch Chemnitz, 17. März 2018. Leicht ist es nicht, Michail Bulgakow in einem Theaterabend gerecht zu werden. Rund 600 Seiten hat die deutsche Übersetzung seines Romans "Der Meister und Margarita". Von 1928 bis 1940 schrieb Bulgakow an diesem Lebenswerk. Nun bringt Malte Kreutzfeldt den russischen Klassiker in eigener Bühnenfassung nach Chemnitz, die den Stoff auf drei Bühnenstunden eindampft. Unter der Kuckucksuhr Ein sanfter Sprühregen
aus Blut geht auf das gesenkte Haupt Jesu herab. Er hängt am Kreuz,
wie man ihn aus jeder oberbayrischen Kapelle kennt: weißer Lendenschurz,
Dornenkrone, lange Haare. Leise stimmt das Ensemble an: "Wenn bei
Capri die rote Sonne im Meer versinkt / Und vom Himmel die bleiche Sichel
des Mondes blinkt", Maria Magdalena aka Margarita wird ebenso blutrot
und schluchzt, Jesus stirbt. Verrat, Korruption, Lügen überall Der jedoch ist
längst in der Anstalt gelandet, quasi freiwillig, um im Delirium
der gut gemeinten Mittelchen seinem Ende zu harren. Er hat nicht überwunden,
dass sein Romanmanuskript zu Pontius Pilatus von den Redaktionen verschmäht
und wohl nie verlegt wird. Anfangs wird dieser Autor, später ein
Schattenriss seiner selbst, am Rand der Bühne unter einer Kuckucksuhr
installiert, um mit großem Halleffekt auf eine Schreibmaschine
einzuhauen und das Geschehen auf der Bühne, also in seinem Roman
voranzutreiben. Doch mit der Zeit verwebt Kreutzfeldt diesen Plot nach
biblischem Vorbild immer eleganter mit der ersten, satirischen Erzählebene. Teuflische Taschenspielertricks Als Margarita kurz
nach der Pause beinahe nackt ihren beglückenden Besenritt antritt,
werden gelbe Funken auf sie geblendet wie ein Wasserfall, kurz darauf
glüht minutenlang ein Feuerball auf der Leinwand, der aussieht
wie die brennenden Autos nach einem Unfall in dem Computerspiel GTA
II. Später kommt ein Leuchtstoffröhren-Kreistanz hinzu und,
als wäre das noch nicht genug, eine echte Stichflamme, ein-, zwei-,
dreimal, ganz so, als wolle Voland (bzw. Kreutzfeldt) seine eigenen
Effekte stets übertreffen. Hinzu kommen endlos viele Taschenspielertricks
des Teufels, die meist zu schlecht versteckt sind, um zu beeindrucken,
aber manchmal auch zu gewollt durchschaubar, um ulkig zu sein. von Kornelius Friz http://www.nachtkritik.de ___________________________________________________________ Unglaublich was passiert, wenn der Teufel auf die Erde kommt Chemnitz: Premiere von "Meister und Margarita" im Schauspielhaus Großer Premierenabend
am Samstag im Schauspielhaus (Zieschestraße): Die Uraufführung
von "Meister und Margarita" nach dem Roman von Michail Bulgakow
(1891-1940) begeisterte das Publikum, das die Darsteller gar nicht wieder
gehen lassen wollte. Victoria Winkel, Chemnitzer Morgenpost, 18.03.2018 ___________________________________________________________ Ein Kuss für den Teufel im Chemnitzer Schauspiel Der "Meister und Margarita" bekommen noch eine Chance als Paar. Michail Bulgakows Kultbuch darf im Chemnitzer Schauspiel seine Magie entfalten. Chemnitz. Ein Hufeisen, direkt aus der Hand des Teufels: Was will man mehr? Dem "Meister und Margarita" kann nichts Besseres passieren. Sie waren schon mal ein Paar - und dürfen es nach vielen Wirren wieder sein. Uneigennützig freilich war die Glücksgabe des satanischen Herrn Voland nicht. Schließlich liefert des Meisters Romanmanuskript dem Leibhaftigen indirekt die Bestätigung dafür, dass es ihn tatsächlich gibt. Doch was heißt hier eigentlich wirklich und was imaginär? Michail Bulgakows "Meister und Margarita" ist nicht nur ein Roman-Klassiker des 20. Jahrhunderts, das Buch ist vielmehr Kult, ein dermaßen komplexes satirisches Werk über die menschliche Gesellschaft im Allgemeinen und den Überwachungsstaat der Stalinzeit im Besonderen, dass es schlicht nicht in einen einzigen Theaterabend zu packen ist. Also muss man sich was raus- picken aus dieser überbordenden Geschichte. Die Bühnenfassung von Malte Kreutzfeldt, der auch die ideenreiche Regie verantwortet, feierte am Samstag im Chemnitzer Schauspielhaus ihre mit langem Beifall bedachte Uraufführung. Zu erleben war ein magisches Spektakel, das viele Menschheitsfragen berührt. Da zieht ein faszinierender szenischer Reigen vorbei, als wischte man in seinem Smartphone durch die Bilder-Galerie. An drei Strängen hangelt sich die Handlung entlang: Ein Schriftsteller, Meister genannt, schreibt einen Roman über Pontius Pilatus. Im Moskau der 1930er-Jahre reißt sich der Teufel eine Wohnung unter den Nagel. Was tut's, wenn dafür der Vormieter sein Leben lassen muss? Er ist ohnehin nicht der Einzige in diesem Stück. Und schließlich kommen die einstigen Geliebten wieder zusammen. Das Ganze wird letztlich so miteinander verschränkt, dass man sich drei Stunden lang im Tollhaus wähnt. Da geht es um Korruption, Wahrheit und Lügen, Feigheit, Liebe und Freiheit. Der Grenzen sprengende Abend changiert zwischen Wirklichem und Fiktivem, Gut und Böse. Komik und Tragik. Das Ensemble ist
im überzeugenden Großeinsatz. Überragend Jan Gerrit
Brüggemann als cooler, selbstgefälliger Teufel, der mit einer
witzigen Viererbande von Helfern (Susanne Stein, Philipp von Schön-Angerer,
Stefan Schweninger und Maria Schubert) die Strippen zieht. Andreas Manz-Kozár
verleiht seinem Meister glaubwürdig das Resignative eines Künstlers,
dessen Werk nicht erscheinen darf, während Ulrike Euens Margarita
beherzt mit dem Zauberer Voland einen Pakt eingeht, inklusive Kuss,
um die Liebe ihres Lebens und den Roman zu retten. Dass diese russische
Faustversion zu einem vielschichtigen Theatererlebnis wird, ist auch
dem eindrucksvollen Bühnenbild (Nikolaus Porz) und den fantasiereichen
Kostümen (Anke Wahnbaeck) zu danken. Uta Trinks, Freie Presse, 19.03.2018 ___________________________________________________________ Malte Kreuzfeld bringt „Meister und Margarita“ auf die Chemnitzer Schauspielbühne „Der Meister und Margarita“, ein Jahrhundert-, nein Jahrtausendbuch, aufgeschrieben von Michail Bulgakow im Moskau der Stalinzeit. Seit 1985 ist gibt es nun die mindestens vierte Inszenierung des Romans in Sachsen, jeweils in einer eigenen Fassung – nun also die des Regisseurs Malte Kreutzfeldt am Chemnitzer Schauspiel Der Höllenfürst
kommt, mit kleinem Gefolge wieder einmal auf die irdische Welt, um seinen
Ball zu feiern – oder jenen seltsamen Menschen aufzusuchen, der
nach dem Vorbild eines Wanderpredigers Gut und Böse in einem Reich
der Freiheit und Wahrheit versöhnen will. „Der Meister und
Margarita“, ein Jahrhundert-, nein Jahrtausendbuch, aufgeschrieben
von Michail Bulgakow im Moskau der Stalinzeit. Tomas Petzold, Dresdner Neuste Nachrichten, 19.03.2018 ___________________________________________________________ Der Rest ist Schwelgen Bulgakows „Meister und Margarita“ am Schauspiel Chemnitz kratzt schön an der Oberfläche. Wird die Inszenierung dem Stoff gerecht? Was für ein
Stoff für ein Drama – „Der Meister und Margarita“!
Das Drama einer unglücklichen Liebe zwischen den Titelfiguren.
Das Künstlerdrama um den Meister und seinen von der Zensur verbotenen
Roman. Der zeitgeschichtlich höchst spannende Blick auf die Stalin-Ära,
in der die Handlung spielt. Die biografischen Bezüge zu Michail
Bulgakow, der ja mit genau diesem Roman ähnliche Erfahrungen wie
der Meister machte – auch „Der Meister und Margarita“
durfte nicht erscheinen. Faszinierend ist auch Bulgakows Anti-Mephisto
Voland, der stets das Gute will und dann das Böse schafft, der
die Korrupten und die Opportunisten brutal aus der Welt räumt.
Oder die Kreuzigungsgeschichte, das historische Drama um Pontius Pilatus,
der Roman im Roman. Dazu Magie und Hexen und am Ende ein in Flammen
stehendes Moskau. „Der Meister und Margarita“ bietet mehr
als genug für einen dramatischen Theaterabend. Matthias Schmidt, Sächsische Zeitung, 20.03.2018 ___________________________________________________________ Zu viel der Fülle Malte Kreutzfeldt inszeniert am Schauspielhaus „Meister und Margarita" Fragt die Abendbegleitung: „Kannst du mir das mal in zwei Sätzen zusammenfassen?" Nein, geht nicht. Schon die kommenden „bis zu 2.500 Zeichen mit Leerzeichen" dürften eng werden. Schließlich hat sich Malte Kreutzfeldt mit Michail Bulgakows „Meister und Margarita" einen 600-Seiten-Roman vorgenommen und den auf drei Stunden Theater fürs Schauspielhaus zusammengedampft, in denen trotzdem offenbar noch alles passieren sollte/musste, was dem Roman seine Prägung gibt: die große, bedingungslose Liebe der Margarita zu ihrem Meister, die Schwierigkeit der Künstlerexistenz, der Kampf des absoluten Bösen gegen das kleinere und größere Böse auf der Erde, der alltägliche Kampf mit der Feigheit vor der Obrigkeit, die glaubenstechnische Rehabilitierung des Pontius Pilatus. Wie der letzte Satz addiert auch Kreutzfeldts Stückfassung Thema um Thema. Sie kratzt an vielen Oberflächen, ohne Tiefenwirkung zu erzielen. Am ehesten wird sie noch der bedingungslosen Liebe gerecht: Margarita sucht ihren Meister, dem sie Muse für einen Roman über Pilatus war. Der Roman durfte nicht gedruckt, aber von der Kritikerschaft zerrissen werden, woraufhin sich der Meister in eine Irrenanstalt zurückzog. Margarita würde alles dafür tun, ihn wiederzusehen - sogar dem Teufel zu Diensten sein. Der - von Bulakow „Voland" getauft - ist in der Stadt, stiftet Chaos, bestraft die eine oder andere Sünde, lässt Köpfe rollen und kapitalistische Gier in Konfettiregen untergehen. Doch eigentlich strebt er einem Ball zu, bei dem Margarita seine Ballkönigin sein soll. So kommt der Pakt zustande. Und weil Margarita die ihr zugedachte Rolle gut erledigt, kommt es zur Wiedervereinigung mit dem Meister, auf Anweisung von ganz oben – Voland empfängt dazu ein Telefonat direkt aus dem Himmel. Denn schließlich spielen ja auch Jesus und Pontius Pilatus mit. Bewundernswert der Mut, sich dieses Mammutwerkes anzunehmen. Da wird Scheitern einkalkuliert und immerhin ist es ein Scheitern auf hohem Niveau: Man darf sich trefflich unterhalten fühlen von manchen Zaubertricks, den Begleitern des Teufels, Lichtshows und allerlei Raffinessen der Bühnentechnik, von Gesangseinlagen und Videoprojektionen und Stichflammen. Ständig wechselt die Szenerie, an Mensch und Maschine wird nicht gespart: Es ist Revuetheater (das dann - meta - wiederum parodiert wird). Und so ist auch
Voland hier vor allem der Varietédirektor: Jan Gerrit Brüggemann
bringt ein großes Maß an Diabolik auf die Bühne, Verführungskunst
in roter Netzstrumpfhose, Ordnungssinn gegenüber seinen Begleitern
- und strukturierende Figur in dieser Bühnenfassung. Ihm gelingt
es, das mäandernde Stück weitgehend zusammenzuhalten. Meister
und Margarita haben sich Leser wohl ein wenig jünger vorgestellt.
Andreas Manz-Kozár und Ulrike Euen (die einen fantastischen Ritt
auf dem Besen vollführt) bringen jedoch Reife in die Figuren, Stolz
und Abgeklärtheit, die neue Dimensionen eröffnen. Vielleicht
wäre das ein Anknüpfungspunkt gewesen, dem 600-Seiten-Roman
beizukommen. Hätte, könnte, wäre... Es sind mehr als
zwei Sätze. Auch mehr als 2.500 Zeichen. Volker Tzschucke, Stadtstreicher Chemnitz, 05_2018 ___________________________________________________________ ___________________________________________________________
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Erstellt am 25.06.2021 | |||