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In einer Bearbeitung von Heinz Kahlau nach den Brüdern Grimm
  "Der gestiefelte Kater"
 
Premiere am 22. November 2014
     
 
Regie: Alexander Flache
    Ausstattung: Petra Linsel
    Musik: Marco De Haunt
     


Es war einmal ein Müller. Er hatte drei Söhne und besaß kaum mehr als eine Mühle. Als er starb, teilten die Söhne das Erbe untereinander auf. Der älteste bekam die Mühle, der zweite den Esel, der das Korn einholt, dem dritten aber blieb nichts und so bekam er den Kater … Zu jener Zeit begab es sich, dass der König durchs Land reiste, um seiner Tochter die Welt zu zeigen. Just als sie an der Mühle vorbeikommen, bricht ihnen ein Rad und sie müssen rasten. Der jüngste Sohn verliebt sich unsterblich in die schöne und kluge Prinzessin, doch sein nicht standesgemäßes, offenes und freundliches Wesen verärgert den König. Seine Brüder jagen ihn davon und fortan zieht er unglücklich und einsam durchs Land. Nur der Kater, mit dem er gar nichts anfangen kann, folgt ihm beharrlich. Doch plötzlich beginnt das Tier wie ein Mensch zu reden und fordert ein Paar Stiefel! Dafür, verspricht er, wolle er seinen neuen Herrn zu einem wohlhabenden Grafen an der Seite der Prinzessin machen. Der Müllerssohn erfüllt ihm den ungewöhnlichen Wunsch und sitzt kurz darauf als "Graf von Irgendwo" in der Kutsche des Königs, denn der Kater hatte mit einer List das Mitleid des Königs geweckt. Nun eilt er voraus, um die auf der Wegstrecke des Königs liegenden Ländereien im Namen seines neuen Herrn in Besitz zu nehmen. Doch diese gehören einem Zauberer, der sich nicht so einfach austricksen lässt. Er legt dem mutigen Kater allerhand Gefahren und Prüfungen in den Weg, die dieser aber mit Mut, Witz und Charme meistert, bis er vor dem mächtigen Zauberer selbst steht.

Das Märchen vom gestiefelten Kater gehört zu den verbreitetsten Überlieferungen volkstümlicher Erzählungen. Motive und Züge der Handlung finden sich schon bei Charles Perrault und in Ludwig Tiecks gleichnamiger Komödie. Die Brüder Grimm veröffentlichten es 1812 in ihrer Hausmärchensammlung. Der vorlaute Kater ist spätestens seit "Shrek" wieder populär. Auch die vielgespielte Dramatisierung von Heinz Kahlau stellt die Erlebnisse des Katers in den Fokus. Klug, humorvoll und mit viel Fantasie sorgt er dafür, dass sich das ungerechte Los des Müllerburschen doch noch zum Glücklichen wendet.

Text - Theater Chemnitz !!!

Die Premiere spielten:
Gestiefelter Kater
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Bianca Kriel
Stefan, später Graf von Irgendwo
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Fabian Jung
Die Prinzessin
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Lysann Schläfke
Der König
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Christian Ruth
Der Soldat, Kutscher
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Martin Valdeig
Die beiden Brüder, Zwei Bauern, Zwei Ritter, Zwei Bäume
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Marko Bullack, Stefan Migge
Der Sturm
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Marko Bullack
Der Zauberer
-
Stefan Migge
 
 

KRITIK:

Drollig, rollig, stubenrein
Protest! In den landläufigen Grimm'schen Märchenbüchern trug "Der gestiefelte Kater" Degen. Und vor allem: Hut! Mit breiter Krempe!

Nur in Alexander Flaches Inszenierung nicht. Alle anderen dürfen was am und auf dem Kopf haben: der grenzdebile König eine Zackenkrone, die handzahmen Bauern Bommelmützen, die furchtsamen Ritter Abfallpötte, die minderbemittelte Prinzessin eine Art Windspiel, der Zauberer einen Kaffeekannenwärmer, der Höfling einen Mopedhelm mit Möhre. Der Kater hat obenrum nur zwei Ohren von zoologisch schwer definierbarer Herkunft.

Es geht nun mal den Katern wie den Kerls. Der Hut macht was draus. In Chemnitz ist der heftig miauende Freund des begriffsstutzigen Müllerburschen Stefan eher eine zugegeben sehr ansehnliche, verdammt knuddelige Schmusemiezekatze mit Krawattenschwanz, die zwar etwas rollig (liebe Kinderchen, das erklären Euch Eure Eltern später), aber leider ziemlich stubenrein ist.

Doch das ist hier nur ein ganz sachtes Fauchen, ansonsten darf man über das streichelweiche 100-Minuten-Stück schnurren: Über eine simpel textilbehängte Bühne (oft erstaunlich wirkungsvoll: Bühne/Kostüme von Petra Linsel) rollt die drollige Königssippe mit einem Wundervehikel aus Stühlchen, Pferdekopp, Sonnenschirm und Köfferchen durch Feld und Wald. Rund um die Kutsche gibt es viel Spaß beim Zuhören (die ganze Mär als gut Gereimtes von Heinz Kahlau) und eruptives Lachen beim Zugucken: Durch die Landschaft und das Leben gondeln witzig Christian Ruth als süß-vertrottelter König, Stefan Migge als zu kurz geratener "größter Zauberer der Welt", Bianca Kriel als geschmeidige Katerkatze, Lysann Schläfke als doofgute Prinzessin. Und an der Deichsel der Kutsche und des Stücks zerrt wollüstig-komödiantisch Martin Valdeig. Man achte auf Szene und Gesicht, als dem unterwürfigen Schleimer (Kutscher, Soldat, Diener) der Wind kräftig in den königlichen Sonnenschirm pustet - Martin Famos.

Die Moral für die Kinderchen am Sonnabend zur Premiere im Schauspielhaus (Quietschen, Lachen, Reinrufen, vergnügter Beifall) kommt auf sehr, sehr leisen Pfoten. Nicht angeben, nicht schwindeln, möglichst nicht dumm bleiben. Miezekatze hat am Schluss Appetit auf Mäuse, zieht die Stiefel aus und macht sich auf Strümpfen davon.

Es geht den Katzen wie den Leuten: Irgendwann macht sich jeder auf die Strümpfe, wohin auch immer.

Ch. Hamann-Pönisch, Chemnitzer Morgenpost, 24.11.2014

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Pfotenweich gegen die Angst
Im Chemnitzer Schauspielhaus sorgt "Der gestiefelte Kater" gewitzt für Gerechtigkeit. Dem Premierenpublikum hat's ausgesprochen gut gefallen.

Vor Jahresfrist hielten die sieben Zwerge im Chemnitzer Schauspielhaus allerlei Versuchungen für Schneewittchen parat, und die Inszenierung frei nach den Brüdern Grimm löste beim jungen Publikum Jubel aus. Seit Sonnabend nun bevölkert eine andere illustre Mannschaft aus dem Kinder- und Hausmärchenkosmos der berühmten deutschen Sprachwissenschaftler und Volkskundler die große Bühne des Hauses, und wieder zeigten sich die Premierenzuschauer begeistert.

Dabei beginnt "Der gestiefelte Kater" mit einer unschönen Szene. Zwei Brüder jagen ihren jüngsten Bruder sehr unsanft aus dem Haus. Die Not ist einfach zu groß, als dass die Mühle des gerade gestorbenen Vaters die drei Geschwister durchbringen könnte. Es setzt Hiebe, und eine alte Schürze werfen sie ihm noch hinterher. Und dann ist da noch der Hauskater, der gleich mit verschwinden soll und zur Erbmasse für Stefan erklärt wird. Schönes Schlamassel für das schmächtige Bürschlein (Fabian Jung), das nun auf sich allein gestellt ist. Doch erstens kommt es anders und zweitens mausert sich der Vierbeiner ja bekanntlich zu einem Wesen, das nicht nur seine eigenen Geschicke, sondern auch die aller in der Geschichte in seine Pfoten nimmt.

Alexander Flache, der dieses Märchen in den vergnüglichen Versen von Heinz Kahlau und mit der trefflichen Musik von Marco De Haunt inszenierte, liegt nichts an einem adventsgemütlichen Spiel. Vielmehr nimmt er das Publikum mit in einer frisch und stringent erzählten Geschichte. Petra Linsel hat eine luftig anmutende Bühne geschaffen. Fünf Stoffbahnen erweisen sich als überaus wandelbar. Vor allem wenn die Titelfigur dem gefürchteten Wind begegnet, bieten sie eine eindrucksvolle, lebendige Kulisse.

Darin nun schweift der schnurrende, schleichende, verspielte Kater umher. Bianca Kriel macht ihn zu einem ebenso geschmeidigen wie forschen Wesen, das seinem Herrn zum Glück verhilft und anderen Menschen Mut macht, sich aus ihrer Furcht vor dem übermächtigen Zauberer, unter dessen Knute sich alle ducken, zu befreien. Marko Bullack und Stefan Migge sind in wechselnden Rollen zu erleben und machen ihre Sache wirklich toll, vor allem als schreckhafte Ritter sind sie einfach köstlich. Stefan Migge ist zudem urkomisch als allmächtiger Zauberer, der sich in Wahrheit als lächerliche halbe Portion entpuppt. Auch der König von Christian Ruth ist ein Kaliber für sich. Trottelig-eitel macht er sich und anderen vor, Herr der Lange zu sein, wo doch jeder sieht, dass dem nicht so ist. Die Prinzessin ist bei Lysann Schläfke ein zartes, putziges Ding, anfangs launisch und gelangweilt, hat sie am Ende das Herz aber doch am rechten Fleck.

Modern, aber nicht modernistisch kommt die Geschichte daher, deren Knaller ein schräges Gefährt ist, das als Königskutsche firmiert: zwei gelbe Drahtsessel, Rücken an Rücken auf einer Pritsche mit Riesenrädern, die von einem stoisch-dienstbeflissenen Lakaien mit kuriosen Kopfbedeckungen (Martin Valdeig) umherbugsiert wird. Die Charaktere sind genau die Spur überzogen, dass alles wunderbar skurril wirkt und doch glaubwürdig bleibt. Das Publikum jedenfalls amüsierte sich bestens.

Uta Trinks, Freie Presse, 24.11.2014

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Es war einmal im Advent...

... Bunt und stimmungsvoll geht es da zu, witzig, ausgelassen. Da werden Kinder ihre Freude haben, Erwachsenen ist gute Unterhaltung garantiert ... das Schauspiel ist in diesem Jahr so richtig Masse. Das geht schon beim phantasievollen Bühnenbild und den kunterbunten Kostümen von Petra Linsel los, dazu kommt die muntere Musik von Marco de Haunt, die große Spielfreude des Ensembles - und nicht zuletzt die fröhliche Regie von Alexander Flache, der im übrigen auch nicht vergisst, genug Theatereffekte zum Einsatz kommen zulassen. Geschickt jongliert er mit der gereimten Bühnenfassung von Heinz Kahlau, nutzt den Gleichklang mal für einen flotten Rhythmus und dann wieder zum komischen Wortstolperer. Und die Schauspieler nehmen den Spaß mit Hingabe an. Da probiert sich Christian Ruth als König im Deklamieren. Lysann Schläfke macht vor, wie eine plärrende Prinzessin geht, die nicht nervt. Marko Bullack und Stefan Migge beweisen, dass Nebenrollen ganz schnell zum Höhepunkt der Szenerie werden können. Martin Valdeig ist höflich genervt, Fabian Jung so ein bisschen jugendlich naiv. Und Bianca Kriel hat als schnurrender Kater schon nach drei Minuten die Herzen des Publikums im Sack. Dazu wird leidenschaftlich um die Erkenntnis gerungen, dass erst die Angst des Einen die Macht des Anderen ermöglicht. Funkenregen. Schattenspiel. Falscher Zauber. Das Spiel ist aus - und die Prinzessin pfeift auf das Schloss, um für immer mit ihrem Müller in der Mühle zu leben. Applaus für ein ebenso liebevoll wie humorvoll erzähltes Weihnachtsmärchen ....

Jenny Zichner, Stadtstreicher Chemnitz, 12. 2014

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  Erstellt am 20.06.2015