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William Shakespeare
  "König Johann"
  Inszenierung des Chemnitzer Studios der Hochschule für Musik und Theater "Felix Mendelssohn Bartholdy" Leipzig
 
Premiere am 22. März 2001
     
 
Regie: Birte Restemeyer
    Bühne: Elisabeth Witzmann
     


STÜCKINHALT:

König Johann schildert den Kampf des erbärmlichen Königs "Johann ohne Land" gegen Philipp von Frankreich, der energisch für die Thronrechte von Johanns Neffen Arthur eintritt. Aufgrund der wenig vaterländischen Haltung Johanns und seiner Schwäche für Rom erringt der Kardinal Pandulpho als Legat des Papstes einen entscheidenden Sieg, der England zu einer Lehnsprovinz des Kirchenstaates macht.

Weiterreichende Informationen zum Stück bei:
http://de.wikipedia.org

 

   

Die Premiere spielten:

Johann, König von England

-

Thiemo Schwarz*

Prinz Heinrich, sein Sohn, nachmaliger König Heinrich III.

-

Andreas Hielscher*

Arthur, Herzog der Bretagne, Sohn des verstorbenen Herzogs Gottfried von Plantagenet, älteren Bruders von König Johann

-

Andreas Hielscher*

Lord Bigot

-

Jahve Asefdjah*

Lord Salisbury

-

Judith Hermsdorf*

Lord Pembroke

-

Martina Hesse*

Hubert de Burgh, Kämmerer des Königs

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Thomas Grässle*

Robert Faulconbrigde, Sohn des Sir Robert Faulconbridge

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Andreas Hielscher*

Philipp Faulconbrigde, sein Halbbruder, Bastart König Richard Löwenherz

-

Sören Wunderlich*

Philipp, König von Frankreich

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Martina Hesse*

Louis, der Dauphin

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Peter Schneider*

Der Herzog von Österreich

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Thomas Grässle*

Kardinal Pandulpho, Legat des Papstes

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Maximilian Grill*

Melun, ein französischer Edelmann

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Anna Politzer*

Chatillon, Gesandter von Frankreich an König Johann

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Maximilian Grill*

Bürgermeister der Stadt

-

Maximilian Grill*

Eleonore, die Witwe König Heinrich II. und Mutter König Johanns

-

Anna Politzer*

Eleonores Geist, Bote, Seher

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Anna Politzer*

Constanze, Arthurs Mutter

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Jahve Asefdjah*

Blanca, Tochter Alfonsos, des Königs von Kastilien, und Nichte König Johanns

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Judith Hermsdorf*

Lady Faulconbrigde, Mutter des Bastards und Robert Faulconbridges

-

Judith Hermsdorf*


KRITIK:

Machtspiele - derb oder grazil
Studenten des Schauspielstudios zeigen in Chemnitz ihre Version von Shakespeares Stück "König Johann"

Komische Typen, das:
Die Herrschaften am englischen Hof sind eine ziemlich ungehobelte, derbe Bande. Mal schläfrig, mal plötzlich auffahrend, wenn sie in ihrer Lethargie gestört wird. Dann wieder liefert sich die in putzig-plüschigen Kissenhosen (Ausstattung Elisabeth Witzmann) steckende Männlichkeit mit einem Gesandten ein temperamentvolles Steppduell. Unerfreuliche Kunde bringt dieser Bote vom Kontinent. Der Erzfeind Frankreich unterstützt den jungen Adligen Arthur, der seinen Onkel Johann auf dem englischen Thron ablösen soll. Die Oberen Frankreichs brechen sich in ihrer Geziert- und Manieriertheit fast einen ab, gleichwohl stecken sie in wehrhafter Garderobe. So verschieden diese beiden Lager auch sein mögen - Machtmenschen sind es hier wie dort, die Shakespeare in seinem Stück "König Johann" aufeinanderprallen lässt.
Mit diesem wohl nicht zu Unrecht sehr selten gespielten Drama um Erbschafts- und Machtansprüche stellten sich zur Premiere am Donnerstag Abend im Chemnitzer Schauspielhaus die Studenten des Studios mit ihrer ersten gemeinsamen Inszenierung vor, für die sie freundlichen Applaus ernteten. Verworrene Verwandtschaftsverhältnisse, lange zurückliegende historischen Hintergründe des 12. Jahrhunderts, zu deren politischen Auseinandersetzungen sich Konflikte mit der Kirche gesellen, machen den Zugang zu der Geschichte nicht eben gefällig, und der ohnehin schwierige Text geht leider zuweilen in Geschrei unter. Dennoch beginnt der Abend ganz witzig. Johann schwingt ein martialisches Schwert und schiebt mit seinem übermächtigen Bauch alles weg, was ihm nicht Untertan ist, während seine französische Widersacherin mit grazilem Schritt das Land vermisst, von dem sie gar nicht genug bekommen kann. Regisseurin Birte Restemeyer findet zunächst trefflich charakterisierende, auch amüsante Bilder, insgesamt aber drängt sie die Figuren in die Karikaturenecke, aus der sie nicht mehr heraus kommen. Freilich, diese Macht- und Besitzversessenen haben schon irgendwie etwas Lächerliches, vor allem auch dann, wenn sie sich ihre moralische Prinzipien, Ehrauffassungen, sittlichen Maßstäbe nach der jeweiligen Interessenlage zurechtbiegen. Die Gefahr jedoch, die von ihnen ausgeht, wird hier nicht deutlich.
Es ist für die Schauspielstudenten nicht gerade leicht, diese schematischen Figurenpanzer aufzubrechen. Trotzdem gelingen einige wundervolle Momente, besonders Thiemo Schwarz als König Johann, der kämpft, alles verliert, verrückt wird und schließlich ermordet wird. Den Thron besteigt am Ende nicht Arthur, der nur Instrument im Ränkespiel anderer war, sondern Johanns Sohn Prinz Heinrich (beide Andreas Hilscher), der wie aus dem Nichts auftaucht.
Natürlich gibt es Gemetzel bis dahin, wie meist bei Shakespeare. Doch was die Menschen so umtreibt in dieser düsteren Zeit, das sieht in dieser Inszenierung leider allzu oft nur nach aktionistischer Rennerei aus.

Uta Trinks, Freie Presse, 24./25.03.2001

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Da ich die Leistung unserer Studenten mehr als würdigen möchte, hier eine doch etwas umfangreichere

Fotosammlung

 

 

  Erstellt am 08.06.2001