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Republikanisches Trauerspiel von Friedrich Schiller
  "Die Verschwörung des Fiesco zu Genua"
 
Premiere am 16. April 2005
     
 
Regie: Katja Paryla
    Ausstattung: Lothar Scharsich
     

  In den weiträumigen Unterkellerungen der Regierungspalazzi trifft sich Genuas High Society. Durch die dunklen Gänge schleichen die Verschwörer und Meuchelmörder der Stadt. Freiheit und Bosheit stehen eng beieinander, wenn die Schiller'schen Herren Pläne schmieden - und es sich nicht nehmen lassen, zum Vorgeschmack auf die drohenden Ereignisse ihre Damen gegeneinander auszuspielen. Katja Paryla inszeniert ein Spiel um Macht und hehre Ideale.

Genua ist nicht mehr die großartige Handelsstadt, die sie einmal war. Der Sohn des alten Doria ist ein machtgieriger und intriganter Tyrann, der gern mal eine Jungfrau schändet und nebenbei einen Sklaven zum Mord an seinem Rivalen Fiesco anstiftet. Doch hat der verbrecherische Auftrag weder den gewünschten Erfolg, noch war zu ahnen, dass dieser Sklave in Wirklichkeit die "Extrapost der Hölle" ist. So stellt dieser sich jedenfalls seinem widerspenstigen Opfer Fiesco vor und begibt sich auch gleich für einen angemessenen Lohn in dessen Dienste.

Mithilfe eines solchen Informanten schwingt Fiesco sich heldenhaft zum Befreier Genuas auf, Doria fällt. Doch dem glorreichen Sieg folgt ein schreckliches Nachspiel. Wer in männlichem Wahn nach kalter Monarchenmacht strebt, dem machen nicht nur die Gerechtigkeit, sondern sogar der stumpfe Zufall mit Vergnügen einen grausamen Strich durch die Rechnung.
 
Die Premiere spielten:
Andreas Doria
-
Frank Höhnerbach
Gianettino Doria
-
Tobias D. Weber
Fiesco
-
Axel Sichrovsky
Verrina
-
Michael Pempelforth
Bourgognino
-
Till Wonka *
Calcagno
-
Alexander Hetterle
Sacco
-
Christoph Letkowski *
Lomellino
-
Tilo Krügel
Zenturione
-
Klaus Schleiff
Zibo
-
Stefan Schweninger
Muley Hassan
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Ivan Gallardo
Leonore
-
Maike Jebens
Julia
-
Carola Sigg
Berta
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Isabel Baumert *
Arabella
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Elvira Grecki
Bodyguards / Handwerker
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Peter Heinicke **
 
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Rüdiger Benson **
 
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Percy B. Albert **
 
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Alexander Jahn **
 
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Günther Köhler **
 
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Frank Meyer **
 
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Werner Sperling **
 
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Jochen Stein **
 
-
Joachim Streubel **
     
* Studenten der Hochschule für Musik und Theater "Felix Mendelssohn Bartholdy" Leipzig am Studio Chemnitz
** Mitglieder der Statisterie der Theater Chemnitz
 

KRITIK:

Zickenkrieg und medientaugliches Bubenstück
Alles eine Frage der Macht: "Maria Stuart" und "Die Verschwörung des Fiesco zu Genua" im Chemnitzer Schauspielhaus - Viel Beifall

Ein Jubeljahr bräuchte er nicht - zumindest nicht als Theaterautor. Seine Stücke sind auch so präsent in den Spielplänen der Bühnen. Friedrich Schillers "Räuber" zum Beispiel laufen seit 2001 und noch bis zum 12. Mai im Chemnitzer Schauspielhaus. Der 200. Todestag des Dichters war dem Ensemble aber dennoch Anlass genug, für schillernden Zuwachs zu sorgen - mit zwei Trauerspielen: "Maria Stuart" hatte am Freitag auf der kleinen Bühne und "Die Verschwörung des Fiesco zu Genua" am Samstag auf der großen Bühne des Hauses Premiere. Ein überaus gelungener Doppelpack. Schiller ohne Pathos. Viel Beifall gab es für beide Neuproduktionen.

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Um Macht rankt sich auch alles im "Fiesco". Eine unwirtliche Gegend, dieses Genua. Düster und ramponiert. Aber eine Showtreppe hat Ausstatter Lothar Scharsich trefflich in die Mitte platziert. Denn eine Show ist es fürwahr, die der Windhund Fiesco da abzieht. Im Grunde interessiert ihn ja nur das eigene Vergnügen. Nur hat er die feine Nase, den Moment zu wittern, da sich ein Weg nach oben auftut. Wie er sich an die Spitze der Verschwörung katapultiert, die den tyrannischen Herrscher stürzt, das ist ein medientaugliches Bubenstück, bei dem dieser glatte Typ (glänzend Axel Sichrovsky) seine Hand lässig in der Hosentasche des feinen Anzugs lässt. Auch andere freilich haben hier ihre Machtgelüste. Man bringt sich letztlich gegenseitig um. Übrig bleibt von allen nur der Mohr Muley Hassan (wunderbar Ivan Gallardo als käuflicher Tänzer auf allen Hochzeiten).

Katja Paryla lässt das fast komplette Ensemble mit absoluter Spiellaune agieren und erzählt die Geschichte, die lange als unspielbar galt, plausibel und anspielungsreich, spannend und mit viel Effekt - wie Schiller das selbst immer gemocht hat. Toll!


Uta Trinks, Freie Presse, 18.04.2005

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Chemnitz zeigt Schillers "Verschwörung des Fiesco zu Genua"

Irgendeiner entfernt noch schnell die Bauplane, dann geht es los. In einer düsteren Industriebrache, stilsicher gestaltet von Lothar Scharsich, erzählt Regisseurin Katja Paryla von Krisenzeiten. Gerade hat ein Tyrann den Thron in Genua bestiegen, da rebellieren die Demokraten. Und sie vertrauen ausgerechnet auf Fiesco, den machtsüchtigen Intriganten. Nur einer von ihnen ahnt das Unheil, rettet letztlich die Hoffnung auf bessere Zeiten.

Viel Aktuelles lässt sich in diesem Trauerspiel von Friedrich Schiller entdecken. Doch die Inszenierung, die am Wochenende in Chemnitz Premiere hatte, folgt dem brisanten Geschehen allzu verspielt. Immer wieder tun sich Nebenschauplätze auf, treten Randnotizen in den Mittelpunkt. Vielleicht behielt Dramaturgin Eva Wemme in diesem Figurenkarussell den Überblick, die Zuschauer aber haben ihre Mühe. Besonders zu Beginn, wenn irgendwelche Damen und Herren in Tiermasken auf die Bühne treten und in ausschweifenden Worten die Probleme andeuten. Da braucht es schon profunde Dramen-Kenntnisse, um nicht gleich zu resignieren.

Später sind es vor allem Michael Pempelforth als inbrünstiger Demokrat Verrina und Tobias D. Weber als despotischer Herrscher Gianettino Doria, die mit spannenden Charakteren doch noch für fesselnde Momente sorgen. Insgesamt aber erscheint dieses politische Ränkespiel ein bisschen überladen. Statt einer packenden Verschwörung gibt's eine Verstrickung mehr oder weniger günstiger Umstände.

Jenny Zichner , SZ, 20.04.2005

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  Erstellt am 19.04.2005