Tennessee Williams
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"Endstation Sehnsucht" | ||
Premiere
am 03. Oktober 2008
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Regie: Enrico Lübbe | ||
Bühne: Hugo Gretler | ||
Kostüme: Sabine Blickenstorfer |
Nach Jahren besucht Blanche DuBois, Südstaatenlady und Literaturlehrerin, ihre Schwester Stella in New Orleans. In Stellas Mann, dem robusten Fabrikarbeiter Stanley Kowalski, erkennt Blanche ihren großen Widersacher. Aber gleichzeitig ist sie von ihm fasziniert. Es beginnt ein Spiel aus Ablehnung und Anziehung, in dessen Verlauf mehr und mehr an Blanches Leben nicht so zu sein scheint, wie sie es darstellt - nicht die Vergangenheit und nicht die Gegenwart..... Mit Tennessee Williams' atmosphärischem Drama um verdrängte Wünsche und große Sehnsüchte stellt sich der neue Schauspieldirektor Enrico Lübbe dem Chemnitzer Publikum vor. Text - Theater Chemnitz !!! |
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Die Premiere spielten: | ||
Blanche
DuBois
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Susanne Stein |
Stella
Kowalski
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Julia Berke |
Stanley
Kowalski
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Urs Rechn |
Harold
Mitchell (Mitch)
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Wenzel Banneyer |
Eunice Hubble |
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Annett Sawallisch |
Steve Hubble |
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Dirk Lange |
Pablo Gonzales |
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Edgar Eckert* |
Ein Arzt |
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Bernd-Michael Baier |
Eine Krankenschwester |
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Franziska Wulf* |
Ein junger Kassierer |
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Jannik Nowak* |
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* Studenten der Hochschule für Musik und Theater "Felix Mendelssohn Bartholdy" Leipzig am Studio Chemnitz |
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KRITIK: Sehnsucht zwischen Antrieb und Zerstörung Viel Beifall zum Auftakt: Neues Chemnitzer Schauspielensemble stellt sich mit zwei Klassikern und einer Uraufführung vor "Endstation Sehnsucht" prangt in großen roten Buchstaben am Chemnitzer Schauspielhaus - nicht nur Name der Eröffnungsinszenierung für das weitgehend neue Ensemble unter seinem neuen Chef Enrico Lübbe, sondern Motto für die mit zwei Premieren und einer Uraufführung eingeläutete Spielzeit insgesamt. Und wie das Startwochenende zeigt, wird auf der Bühne verhandelt, was die Menschen zwischen Traum und Realität antreibt. Chemnitz. Das war ein Beifall wie lange nicht für eine Aufführung in diesem Saal. Als Enrico Lübbes Inszenierung "Endstation Sehnsucht" am Freitagabend zu Ende ging, brach aus den Zuschauern eine Begeisterung heraus, die auch wie Erleichterung wirkte. Nach wochenlangen heftigen öffentlichen Diskussionen über die Neubesetzung des Ensembles im Chemnitzer Schauspielhaus war zur Premiere von Tennessee Williams modernem Klassiker spürbar, hier hat sich eine tolle Mimen-Truppe zusammengefunden. Der neue Chef überreichte denn auch jedem der Bühnenakteure dieses Startwochenendes eine weiße Rose. Eine schöne Geste. Spannend selbst in der Stille In New Orleans sucht
die geschasste Lehrerin Blanche bei ihrer Schwester Stella und deren
Mann Unterschlupf. Brütend heiß ist die Atmosphäre.
Um das zu zeigen, braucht es nur eine Melone, die am Rande verzehrt
wird. Ansonsten führt Lübbe die Zuschauer in eine karge Zweizimmerwohnung,
deren weiße Wände (Bühne Hugo Gretler) zur Projektionsfläche
für das Aufbrechen menschlicher Konflikte werden. Denn Blanches
Auftauchen bringt die von Begehren und Anspruchslosigkeit geprägte
Zweisamkeit des Paares ins Wanken. Doch auch Stellas Mann Stanley hat
schnell die anmaßende Scheinwelt von Blanche durchschaut, die
die Südstaatenlady den einfachen Verhältnissen des Handlungsreisenden
überstülpen will. Uta Trinks und Reinhard Oldeweme, Freie Presse, 06.10.2008 ___________________________________________________________
Alltägliches Grauen in hellem Licht Enrico Lübbe inszeniert zum Einstand als Schauspielchef in Chemnitz "Endstation Sehnsucht" Drei
Menschen in auswegloser Lage, zu der sie allerdings sehr unterschiedliche
Positionen einnehmen: Stanley Kowalski (Urs Rechn), ein Arbeiter polnischer
Herkunft und stolzer Amerikaner, findet nicht, dass er ein Problem hat,
solange die Pokerrunde zusammenkommt, das Geld für den täglichen
Whisky reicht und seine Frau bereit ist, wann immer er Sex haben will.
Andreas Montag, Mitteldeutsche Zeitung 06.10.2008 ___________________________________________________________ Großes Premieren-Wochenende im Chemnitzer Schauspielhaus Viel Beifall für drei schnörkellose Stücke CHEMNITZ - Mit drei Premieren binnen 24 Stunden im Chemnitzer Schauspiel zu starten hatte zumindest einen Vorteil: Man lernte am Wochenende fast das gesamte neue Ensemble kennen. Fazit: Viel Beifall für drei schnörkellose Stücke, die unterschiedlicher nicht sein können und sich dennoch nur einem Thema widmen - dem Scheitern von Menschen an sich selbst beim Haschen nach ein bisschen Glück. Gradlinige Tour zur "Endstation Sehnsucht" Auf der Geburtstagstorte
brennen Kerzen, so schief und krumm wie die Stimmung in der zusammengewürfelten
Gesellschaft. Übrig bleiben nach der Party ein Häuflein Scherben
und ein Häuflein Unglück, das "Feuer!" ruft und
"Hilfe!" meint:Schauspielchef Enrico Lübbe bringt als
Einstand erstmals "Endstation Sehnsucht" von Tennessee Williams
nach Chemnitz. Und damit durchaus packendes Theater. Ch. Hamann-Pönisch, Chemnitzer Morgenpost, 06.10.2008 ___________________________________________________________
Zwischen Sehnsucht und dem Willen zur Tat Chemnitz startet mit drei Premieren und einem neuen Schauspieldirektor in die Saison. Zum ersten Mal wird sich Enrico Lübbe an diesem Abend vor den Chemnitzern verbeugen - als Regisseur des Spielzeitauftakts. Doch zuvor wird er sich den lang anhaltenden Applaus redlich verdienen, sein neues Ensemble wird sich die Bravorufe hart erarbeiten. Denn endlich wird auf dieser Bühne wieder erzählt. Mit "Endstation Sehnsucht" von Tennessee Williams bringt Lübbe nicht nur grundverschiedene Charaktere und die große Suche nach dem kleinen Glück aufs Tapet, er entfaltet vielmehr eine vielschichtige Auseinandersetzung zwischen den einzelnen Lebensentwürfen. Auf engstem Raum zum Zusammensein gezwungen, gerät dann auch bald alles außer Kontrolle. Vor allem das längst verlorene Leben von Blanche. Susanne Stein hat als traumatisierte Diva einen wunderbaren Einstand. Eine durch und durch spannende Frau mit vielen Facetten. Gleichsam interessieren die anderen Spieler mit impulsivem Machogehabe, naiver Lust, verstockter Begierde. Der neue Schauspieldirektor hat also nicht nur inszenatorisch einiges vorgelegt, sondern auch ein sensibles Gespür bei der Wahl seines Ensembles bewiesen. Jenny Zichner, Sächsische Zeitung, 07.10.2008 ___________________________________________________________ Regieführung ist die wahre Gewalt (...) Für letzteres
Drama hat Hugo Gretler einen schneeweißen, kahlen Raum entworfen,
den Vorhangbahnen aus Kunststoff teilen. Ohne folkloristische Schatten,
geradezu schmerzhaft überbelichtet wirkt die Geschichte von der
verarmten Lehrerin Blanche, die Haus und Ruf verliert und verstört
wie hochnäsig bei ihrer Schwester Stella Unterschlupf sucht, in
der engen Wohnung bald mit deren grobschlächtigem Ehemann aneinandergerät
und schließlich in einer Nervenheilanstalt landet. Spannend verdichtet
erzählt Lübbe dies als taghellen Albtraum, in dem alle wie
die gleißenden Wiedergänger ihrer eigenen Wünsche und
Gelüste erscheinen. Susanne Stein gibt die gefallene höhere
Tochter Blanche als gepeinigtes Phantom zwischen Pathos, Panik und Paranoia,
Julia Berke ihre Schwester Stella als bodenständige Genussfreundin,
Urs Rechn deren Mann Stanley als freilaufendes Energiebündel ohne
Überspannungsschutz. Als er sich etwa einmal beim Pokern gestört
fühlt, reißt er die Vorhänge herunter und tritt mit
einem einzigen Absatzkick das Radio in tausend Trümmer. Zwischen
solch plastischen Momenten nimmt sich die Inszenierung allerdings manchmal
in ihrer verhalten elegischen Grundierung fast zu sehr zurück,
als wollte sie den Zuschauern zurufen: Kommt her, wir wollen doch nur
spielen, nicht beißen! Irene Bazinger, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.10.2008 ___________________________________________________________
Im Glauben an die Illusion (mit Kommentar) Chemnitz, 3. Oktober
2008. Es werden vermutlich noch nicht viele Programmhefte gedruckt worden
sein, von denen man sagen kann, dass sie eine ganze Passage aus Margaret
Mitchells Südstaaten-Epos "Vom Winde verweht" enthalten.
Man fahre also nach Chemnitz und lese! "Mit dem Trotz ihrer Vorfahren,
die auch nie eine unausweichliche Niederlage hinnahmen, warf sie das
Kinn empor." Gehäuse ohne
Privatheit Zerstörerische
Konfrontation Starren ins Textmuseum
Verzweifeltes Lügentheater
von Ralph Gambihler http://www.nachtkritik.de KOMMENTAR Chemnitz Endstation Sehnsucht: gemeinsames Erleben und Denken Es ist schon verstörend
dumm, wenn ein Kritiker meint, daß "richtige" Regie
dem zu inszenierenden Stück erst die Zähne herausziehen müsse Was ist denn da
historisch, wenn man versucht, Menschen zu sehen wie sie sind, ohne
Arroganz der eigenen Ästhetik? Was steht jetzt
hier in Chemnitz auf der Bühne? Die KONKLUSION des Abends ist hier KEINE SETZUNG des Regisseurs vor dieser ARBEIT(!), weil er das Publikum für blöde hält und ihm etwas beibringen will, sondern das gemeinsame ENTDECKEN widersprüchlicher Haltungen und gemeinsames ÜBERPRÜFEN der eigenen WIRKLICHKEIT. Ich hatte Zahnschmerzen,
als ich diesen Abend erlebte. Da diese Arbeit kompetent und ehrlich
ist, erfuhr ich, woher sie rührten: sie entstammten dem Erleben
und machten sich in Gedanken dingfest. Setzen Sie sich damit ins Verhältnis, lieber Kritiker!!! Sie zeigen Ihre
Zähne nicht; Sie schreiben ohne Nährwert! Ihr ___________________________________________________________
Weiß getünchte Wände. Neonlicht. Haibtransparente Plastikvorhänge. Stella hat vor Jahren den polnischen Einwanderer Stanley geheiratet. Die beiden kommen ganz gut miteinander klar. Er hat das Sagen, trinkt und vögelt gern, pokert oft mit Freunden. Sie ist ihm irgendwie verfallen, arrangiert sich. Dann reist ihre Schwester Blanche an, eine verblühte Südstaatenlady mit höherer Bildung. Und der Kampf beginnt. Auf engstem Raum zum Zusammensein gezwungen, gerät bald alles außer Kontrolle.Vor allem das längst verlorene Leben von Blanche. Susanne Stein hat als traumatisierte Diva einen herrlichen Einstand. Zwischen beißendem Zynismus und flehendem Flüstern verschafft sie sich ebenso viel Verachtung wie Mitleid. Besonders im Konflikt mit ihrem Schwager ist sie zu allem entschlossen, unberechenbar, zerrissen. Denn Urs Rechn zeigt Stanley als blanke Provokation. Seine Haltung, sein Blick - alles nur Gewalt, Verachtung, Wut. Und wenn er dann urplötzlich das nervige Radio zertritt, kriegt das Geschehen sogar Wucht. Eine explosive Kraft, die Regisseur Enrico Lübbe ansonsten eher meidet. Er lässt die grundverschiedenen Charaktere statt dessen fast mit Überlegung toben, was der Inszenierung ein bisschen das Adrenalin nimmt. Und doch entfaltet er eine wunderbar vielschichtige Auseinandersetzung zwischen den einzelnen Lebensentwürfen, die letztlich ein gemeinsames Ziel haben: das kleine Glück. Jenny Zichner, Stadtstreicher Chemnitz, 11.2008 ___________________________________________________________
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Erstellt am 20.06.2015 | |||